
Die Umweltstation mooseum ist eine Bildungseinrichtung, die es sich seit über 17 Jahren zur Aufgabe macht, die natürlichen Lebensräume zu schützen und zur gemeinsamen Gestaltung unserer Zukunft im Schwäbischen Donautal beizutragen.
Konkret bietet das mooseum verschiedene Angebote für Schulen und Kindergärten an, in denen Wissen zu Themen rund um Naturschutz und Nachhaltigkeit vermittelt wird.
Warum es dabei um mehr, als den reinen Transfer von Inhalten geht, erklärt Reinhold Wilhelm, 1. Vorsitzender des Fördervereins mooseum schwäbisches Donautal e.V..
Herr Wilhelm, warum setzt sich das mooseum vor allem für den Schutz der Moore in der Region ein?
Weil Moore zu den wichtigsten und effektivsten Klimaschützern weltweit gehören. Das liegt daran, dass sie Co2 speichern und zwar deutlich mehr als Wälder. Das ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Außerdem sind sie ein extrem wertvolles Ökosystem für unterschiedlichste Tiere und Pflanzen, die nur in dieser Landschaft überleben können.
Und warum sind die Moore in Gefahr?
Moore wurden in der Vergangenheit entwässert, um beispielsweise Torf abzubauen, sie landwirtschaftlich zu nutzen oder Torf als Brennmaterila zu verwenden. Allein in Bayern gelten nur noch etwa 5 % der Moore als naturnah. Diese Entwicklung ist fatal hinsichtlich der Klimaveränderung.
Denn Moore können Co2, also Kohlenstoffdioxid nur speichern, wenn sie nass sind. Werden sie ausgetrocknet, entsteht der gegenteilige Effekt und das gebundene Co2 wird freigesetzt. Noch mehr Co2 in der Atmosphäre sorgt für die gefährliche Erderwärmung, die aktuell immer weiter voranschreitet. Unser aller Lebensraum ist dadurch akut gefährdet.

Stark im Moorschutz
Welche konkreten Maßnahmen unternehmen Sie für den Moorschutz?
Unsere Aufgabe liegt vor allem in der Bildung. Den Zusammenhang zwischen Co2 Speicherung und Emission in den Mooren bildhaft zu erklären ist das Eine, im Moor selbst die Tiere und Pflanzen zu erleben, das andere. Wir fahren also mit Gruppen direkt in´s Gundelfinger Moos. Dazu nutzen wir unser Moos-Mobil, mit dem allein die Fahrt schon ein Erlebnis ist. Ein Traktor mit Anhänger, in dem eine Schulklasse Platz findet. Vor Ort sind die Kinder und Jugendlichen von den Exmoor-Ponys und schottischen Hochlandrindern begeistert. Wie selbstverständlich nehmen sie Rücksicht auf geschützte Gebiete, verstehen die Zusammenhänge und vor allem die Wichtigkeit des Naturschutzes.
Zudem arbeiten wir eng mit unseren Partnern zusammen, die im Moorschutz aktiv tätig sind. Mit Donautal-Aktiv e.V. veranstalten wir dieses Jahr im September einen gemeinsamen Landschaftspflegetag, bei dem alle eingeladen sind, mitzumachen. Mit der ARGE Donaumoos realisieren wir seit vielen Jahren ein Inselpflegecamp, bei dem Jugendliche von 12 bis 16 Jahren eine Woche zusammen zelten und aktiv im Naturschutz arbeiten und Brutplätze für Lachmöven frei machen.
Herr Wilhelm, gemäß Ihrem Leitbild handeln Sie nach den Grundsätzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), was genau bedeutet das?
Unser Bestreben ist es Kinder und Jugendliche in Ihrer Selbstwirksamkeit zu stärken. Damit sie die Kompetenzen erlangen, verantwortungsbewusste Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen.
Dazu gehört ein gewisses Maß an theoretischem Wissen, aber vor allem das eigene Erleben und Entdecken führt letztlich zum Wunsch, auch etwas zu gestalten oder zu verändern. Deswegen sind unsere Bildungsangebote sehr praktisch geprägt und jede:r darf und kann mitmachen.

Was ist Ihr Ziel?
Gerade in den letzten fünf Jahren stellen wir eine Veränderung fest: Viele Kinder wirken unsicherer und gestresster. Die verstärkte Mediennutzung, aber auch die Corona-Pandemie und Krisenmeldungen am laufenden Band führen zu Verunsicherung.
Unser Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen Handlungsoptionen aufzuzeigen und sie zu ermutigen aktiv zu werden. Denn junge Menschen brauchen das Gefühl, etwas tun zu können und äußeren Umständen nicht nur ausgeliefert zu sein. Wenn sie Zusammenhänge verstehen und erkennen, dass sie selbstbestimmt verantwortungsvoll handeln können, fällt es ihnen auch leichter schwierige Situationen zu meistern.
Mit unseren Bildungsangeboten bedienen wir viele Themen, die auch aktuelle Lehrpläne ergänzen: Wasser, Wiese, Erneuerbare Energien, Moor oder auch Angebote wie Ernährungsparcours, Fairness und Schokolade und viele mehr. Wir arbeiten eng mit Schulen und Kindergärten zusammen, die unsere Angebote buchen. Und wir dürfen uns hier über einige „Wiederholungstäter:innen“ freuen. Darüber hinaus finden das ganze Jahr Workshops, Familienaktionstage und drei Großveranstaltungen statt.
Kooperationen ermöglichen Bildung
Außerdem konnten wir über die Jahre wertvolle Kooperationen aufbauen, im Rahmen derer die Kinder und Jugendlichen regelmäßig zu uns oder wir zu ihnen kommen. Etwa mit der Bachtal-Grundschule und Schulen aus dem Landkreis Donauwörth. Auch im Kindergarten und der Grundschule Bächingen sind wir seit fünf Jahren fester Bestandteil. Mind. Ein Mal pro Monat kommen die Kinder zu uns und gestalten mit uns ihren Vormittag: Von Naturfarben selbst herstellen, Papier schöpfen, filzen, Getreide mahlen und selbst Brot backen bis hin zum tümpeln und toben auf unserem Wasserspielplatz.
Das Klimaschützbüro Günzburg ermöglicht jedes Jahr vier Kindergärten, zehn Grundschulen und zwei weiterführenden Schulen im Landkreis die Buchung unseres Klima-Mobils, mit dem wir dann zu den Einrichtungen kommen. Ohne diese Bezuschussung wäre das vielerorts gar nicht mehr möglich.
In den höheren Klassen gibt es schon seit 12 Jahren die Ganztagesklassen mit der Mittelschule in Gundelfingen. Im zweiten Schulhalbjahr werden mit den beiden Klassen jeweils fünf Einzelprogramme durchgeführt. Und die Gemeinde Dischingen fördert das Öko-Werk, wo junge Erwachsene ein Wochenende aktiv im Naturschutz arbeiten.
